Verschiedenartige Gedenksteine (Ishibumi 碑) für Größen aus der japanischen Kampfkunst sind gar nicht so selten. Auch Anhänger des Karate widmeten dann und wann ihrem verschiedenen Lehrmeister ein Denkmal. Vielleicht handelt es sich im Fall des Funakoshi-Denkmals in Kamakura um das bekannteste seiner Art. Insgesamt enthält es drei Inschriften.
An dieser Stelle möchte ich ein paar Informationen aufführen, welche den Familienstammbaum der Funakoshis betreffen. Sie haben zwar nicht viel mit der Kampfkunst von Funakoshi Gichin 船越義珍 (1868–1957) zu tun, lassen uns aber ein wenig begreifen, woher dieser Karate-Pionier kam.
Häufig finden wir im Umfeld der japanischen Kampftraditionen Verweise auf den Doppelweg von Literatur und Kampfkunst (Bunbu Ryōdō 文武両道). Allgemein ausgedrückt beschreibt diese Maxime, dass sich ein Kampfkünstler neben dem Meistern seiner kämpferischen Fertigkeiten unter anderem zusätzlich mit Literatur und den schönen Künsten befassen kann. Auch die Kampfkünstler des Inselkönigreichs Ryūkyū machten sich diesen Doppelweg zu eigen.
Motobu Chōki 本部朝基 (1870–1944) zählt zu den bekannteren Zeitgenossen von Funakoshi Gichin 船越義珍 (1868–1957). Daher sind seine Ansichten zu den Übungsformen des Karate wertvolle Hilfen zum besseren Verständnis von geschichtlichen und technischen Hintergründen. Motobu selbst lernte u. a. von Itosu Ankō 糸洲安恒 (1831–1915), dem halblegendären Matsumura Sōkon 松村宗棍 und Sakuma 佐久間, dem Seniorschüler von Itosu.
In diesem kleinen Artikel möchte ich mögliche Probleme anschneiden, auf die ein Nutzer von Kampfkunstlexika treffen kann. Zur Veranschaulichung soll der Eintrag zum Shōtōkan-Ryū im "Großen Lexikon der Schulen der Kriegskünste", dessen Erstausgabe 1978 erschien, genutzt werden.
Tōyama Kanken 遠山寛賢 (1888–1966) zählt zu jenen Pionieren, die die Kampfkunst Ryūkyūs zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf den japanischen Hauptinseln vorstellten und verbreiteten. Nachdem er 1930 nach Tōkyō gekommen war, veröffentlichte er Artikel über Karate und verfasste später einige Bücher zum selben Thema. Sechs Jahre vor seinem Tod erschien sein Hauptwerk, das den Titel "Großer Schatzspiegel des Karate-Dō" trägt.
Matsumura Sōkon 松村宗棍 (1797–1889) und Itosu Ankō 糸洲安恒 (1831–1915) spielen innerhalb der Übertragungslinie des Karate-Dō Shōtōkan-Ryū eine wichtige Rolle. Denn beide waren direkte Lehrer von Funakoshi Gichin 船越義珍 (1868–1957). Matsumura war darüber hinaus der Lehrer von Asato Ankō 安里安恒 (1828–1906), den Funakoshi als seinen Hauptlehrer bezeichnet. Unten stelle ich meine Übersetzung zweier Erzählungen über Matsumura und Itosu vor, die der Karate-Forscher Nakasone Genwa 仲宗根源和 (1895–1978) im Jahre 1943 veröffentlichte.
In einer historischen Quelle namens „Tāfākū“, die mit dem Dorf Kume in Bezug gebracht wird, findet sich ein Programm von Vorführungen, welches am 24. Tag des 3. Monats des Jahres Keiō 3 (1867), dem Folgejahr der offiziell durch China bestätigten Krönung des letzten Königs von Ryūkyū, Shō Tai 尚泰 (1843–1901), veranstaltet wurde. Veranstaltungsort war das Herrschaftliche Teehaus (Uchayā-Udun 御茶屋御殿) in Sakiyama.
Wie wurde Karate im Japan der 1930er Jahre beworben? Eine Antwort auf diese Frage liefert zugleich auch Anhaltspunkte über das Selbstverständnis der Karate-Anhänger jener Zeit. In einer im Frühling 1937 (Shōwa 12) herausgebrachten Broschüre mit dem Titel "Gespräche zum Karate" findet sich ein Beispiel für solch eine Werbung.
Einunddreißig Jahre nach Funakoshi Gichins 船越義珍 (1868–1957) Ableben nahm sich eine japanische Karate-Zeitung vor, das „ungeschminkte Gesicht“ dieses Karate-Pioniers vorzustellen. Zu diesem Zweck sammelte sie u. a. von einigen bekannten Größen aus der Welt des Karate kurze Kommentare zu seiner Person.
Heute verbreitete Vorstellungen bezüglich des Karate fußen nicht selten auf bekannter Karate-Literatur. Zu den berühmtesten Werken zählt fraglos die Biografie von Funakoshi Gichin 船越義珍 (1868–1957), die Deutsch als "Karate-Dō – Mein Weg" und englisch als "Karate-Dō: My Way of Life" herauskam.
Karate war in den 1930er Jahren auf den japanischen Hauptinseln noch eine recht neuartige Kampfkunst. Jūdō oder Jū-Jutsu, egal welcher Tradition, waren dagegen in jener Zeit in japanischen Kampfkunstkreisen weithin bekannt. In dieser Lage begannen Karate-Anhänger damit, Karate mit Jūdō zu vergleichen und Jūdō für ihre eigenen Werbebotschaften zu nutzen.
Anfang des 20. Jahrhunderts war Karate noch recht unbekannt und wurde von eher wenigen Adepten gepflegt. Durch seine darauffolgende weltweite Verbreitung verlor es einige wesentliche Inhalte. So war Karate vor seiner erstaunlichen Ausbreitung als Kampfkunst bekannt, die neben unbewaffneten Verfahren auch Techniken mit dem Stock (jap. Bō bzw. Kon) enthielt.
Verschiedene Karate-Größen befassten sich über den rein körperlichen Aspekt hinaus auf künstlerische Weise mit ihrer kämpferischen Tradition. Sie schufen unter anderem Poesie, mit der sie ihre Eindrücke, Gefühle aber auch ihre Lehre in Bezug auf Karate verarbeiten und weitergeben konnten. Eine von ihnen genutzte Art von Gedicht ist das Ryūka 琉歌 (okin.: Rūka), d. h. das "Ryūkyū-Gedicht". Ein Ryūka ist aus insgesamt dreißig Silben (Moren) aufgebaut, die dem Muster 8 Silben – 8 Silben – 8 Silben – 6 Silben folgen.
In der noch jungen Präfektur Okinawa wurde im Jahr 1880 die "Okinawanische Lehrerbildungsanstalt" (Okinawa Shihan Gakkō 沖縄師範学校) gegründet. Zweiundzwanzig Jahre später, 1902, wurde an dieser Lehrerbildungsanstalt Karate als Lehrfach eingeführt. Ab da spielte sie eine wesentliche Rolle bei der Bekanntmachung und Verbreitung des Karate in Okinawa.
Hier möchte ich zwei weitere Erzählungen über zwei Karate-Adepten aus dem 19. Jahrhundert vorstellen. Als Helden in ihnen treten der halblegendäre Matsumura Sōkon 松村宗棍 und Asato Ankō 安里安恒 (1828–1906) auf. Sie beide gehören zu den maßgeblichen Ahnen des Shōtōkan-Ryū.
Zwischen 1938 und 1945 konnten Funakoshi Gichin 船越義珍 (1868–1957) und sein Sohn Funakoshi Yoshitaka 船越義豪 (1906–1945) eine eigens für ihr Karate erbaute Übungshalle nutzen. Ihr Name ist heute weithin bekannt – "Shōtōkan", "Gebäude der Kiefernwoge". Weniger bekannt sind dagegen die technischen Inhalte des im historischen Shōtōkan ausgeübten Karate.
Durch den Bekanntheitsgrad des Funakoshi-Denkmals in Kamakura stolpern wir immer wieder über die Falschinformation, dass Funakoshi Gichin 船越義珍 (1868–1957) in Kamakura beerdigt worden wäre. Tatsächlich befindet sich sein Grab (Haka 墓) jedoch auf dem Gelände des zur buddhistischen Nichiren-Sekte gehörenden "Tempels des Guten und Rechten" (Zenshō-Ji 善正寺) in der Stadt Kawasaki.
Funakoshi Gichin 船越義珍 (1868–1957) dürfte zu den bekanntesten Persönlichkeiten in der Karate-Welt gehören. Daher werden er und sein Karate häufig und gerne in Büchern, Artikeln, Vorträgen oder Gesprächen zum Thema gemacht. Hin und wieder treten so auch kritische Bemerkungen zutage. Hier möchte ich auf eine solche Kritik eingehen.
Ki oder chinesisch Ch’i – 氣 bzw. in vereinfachter Schreibung 気 – taucht als Begriff immer wieder mal in den überlieferten Texten der Karate-Pioniere auf. So verwenden ihn beispielsweise Asato Ankō (1828–1906), Itosu Ankō (1831–1915) oder auch Funakoshi Gichin (1868–1957). Allerdings ist es schwierig, diesen Begriff zu übersetzen.
Texte von frühen Karate-Adepten sind sehr selten. Eine der wenigen überlieferten Quellen vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammt von Hanashiro Chōmo 花城長茂 (1869–1945). Dabei handelt es sich um ein handschriftliches Manuskript mit dem Titel "Das Zusammenbringen der Hände im Karate" (Karate-Gumite 空手組手).
Beliebte Kinofilme wie „The Karate Kid“ prägen seit den 1980er Jahren das Bild von Karate in der Öffentlichkeit außerhalb Japans. Bereits ein paar Jahrzehnte zuvor aber wurde Karate in Japan selbst ein Gegenstand von Spielfilmen. Hierin möchte ich einen der frühsten Auftritte von „Karate“ in einem japanischen Kinofilm betrachten, nämlich das Duell Karate gegen Jūdō in „Sugata Sanshirō – Fortsetzung“ (Zoku Sugata Sanshirō 続 姿三四郎) von 1945.